Dreimal Hochleistung just-in-time

01. März 2021

SBM-Betontechnologie b¬¬ei Basler Großprojekt

Seit über zehn Jahren schreitet die Umgestaltung des Basler Roche-Areals voran. Das Schweizer Pharma-Unternehmen Hoffmann-La Roche AG strukturiert die Produktions- und Forschungskapazitäten an seinem traditionsreichen Hauptsitz räumlich um. Mit neuen Verwaltungs- und Laborgebäuden auf dem weitläufigen innerstädtischen Areal entstehen unter anderem über 4.900 moderne Arbeitsplätze für internationale MitarbeiterInnen und Beschäftigte, die bislang noch an verschiedenen Standorten über Basel verteilt arbeiten.

Dafür wird die Bebauung der unmittelbar am Rheinufer gelegenen Fläche weiter verdichtet und wächst in die Höhe: Bereits Ende 2015 wurde das 178 m hohe Roche Hochhaus (Bau 1) bezogen – derzeit entsteht der 205 Meter hohe „Bau 2“ und zu dessen Füßen nahezu zeitgleich das neue pRED Forschungs- und Entwicklungszentrum mit vier integrierten Büro-/Laborgebäuden unterschiedlicher Höhe.

Aufgrund der begrenzt zugänglichen Innenstadtlage, der unmittelbaren Nähe zu Wohnquartieren und der von den Bauherren konsequent verfolgten Nachhaltigkeit im Bauprozess stellen Baustellen- und Materiallogistik eine der größten Herausforderungen für die ausführenden Unternehmen dar. Um hier von vorneherein die Belastung durch eng getaktete Lieferverkehre zu senken, wurde nach guten Erfahrungen beim ersten Roche Hochhaus (insg. 55.000 m³ Betonkubatur) die Betonproduktion für beide aktuelle Neubauten mit Baustellen-Mischanlagen vor Ort ausgeschrieben. Sowohl die für den viergliedrigen Gebäudekomplex zuständige ARGE Baumeister pRED aus Frutiger AG und Anliker AG, als auch die wiederum mit dem Roche-Hochhausbau betraute Marti AG entschieden sich für die containermobile Anlagentechnologie des österreichischen Spezialisten SBM Mineral Processing.

Die Positionierung der vollintegrierten SBM-Betonmischanlagen, ihre Einbindung in die auf Just-in-Time-Basis ausgelegte Rohstofflogistik sowie die aufgabengerechte Bereitstellung und Förderung der produzierten Betonmengen wurden akribisch in der Projektplanung berücksichtigt. Neben der platzökonomischen, rampenfreien Aufstellung und einer rationellen Beschickung der integrierten Gesteins- und Bindemittelsilos profitieren die Verantwortlichen dabei auch von der flexiblen Betonabgabe an Betonpumpe, Krankübel oder Fahrmischer. Mit vergleichbarer Anlagenleistung zu stationärer Technik und moderner Steuerungstechnik stellen auch hohe Tageschargen oder spezifische Rezepturen kein Problem dar. Gesteins- und Warmwasserheizung gewährleisten zudem den unterbrechungsfreien Winterbetrieb.

Doppelte Kapazität auf engstem Raum

Seit Juni 2019 erstellt die ARGE Baumeister pRED aus Frutiger AG und Anliker AG die Rohbauten des neuen pRED Forschungs- und Entwicklungszentrums (Pharma Research and Early Development). Das Ensemble aus vier abgestuften Gebäuden (Höhen: 114 m, 72 m, 28 m, 16 m) besitzt eine gemeinsame Tiefgarage als Fundament und bietet ein Gesamtgebäudevolumen von knapp über 600.000 m³. Zur Bereitstellung der benötigten rund 100.000 m³ Festbeton entschied sich die Arbeitsgemeinschaft für zwei VARIOMIX® 2000 CM 200 V mit jeweils 200 m³ Gesteinslager, 82-t- bzw. 182-t-Bindemittelsilos (durch integr. Zusatzsilos) aufgeteilt in 4 Kammern und einer Nennleistung des 2-m³-Planetenmischers von 80 m³/h Festbeton. Die Neuanlagen aus jew. 3 aufliegergerechten Containermodulen wurden im Sommer 2019 direkt ab SBM-Werk geliefert und auf kleinstem Raum am Nord- bzw. Südrand der pRED-Baustelle platziert (Platzbedarf: ca. 30 x 5 m). Die Betonverteilung erfolgt über integrierte Puffer-Nachsilos und eine angeschlossene Betonpumpe pro Anlage durch vier Verteilermasten auf dem Baufeld sowie über Krankübel.

Laut Frutiger-Projektleiter Tristan Michlig erreichten beide VARIOMIX®-Anlagen kurz nach Aufstellung und Justierung im August bzw. September 2019 ihre erwartete Leistung von jeweils max. 80 m³/h. Im Einzelbetrieb lieferte die erste Anlage bereits in den ersten vier Wochen über 5.000 m³ Festbeton – die gemeinsamen Tagesspitzen liegen bei rund 1100 m³. Neben dem wegfallenden Verkehr von alternativen 7,5-m³-/10-m³-Großfahrmischern schätzt Tristan Michlig auch die hohe Flexibilität in der schnellen Produktion von Sonderchargen jenseits der 2-3 Standardrezepturen bzw. die Unabhängigkeit von den Betriebszeiten der nächstgelegenen Beton-Lieferwerke in etwa 10 km Entfernung. Zum Jahreswechsel 20/21 hatte das ARGE-Team bereits gut 80 % des Rohbauvolumens fertig gestellt – voraussichtlich im Zeitraum März/April wird die erste VARIOMIX® 2000 die Baustelle verlassen, die zweite Anlage bleibt bis zum avisierten Rohbauende im August 2021 vor Ort.

Wichtiges Puzzleteil zum Erfolg

Im Dezember 2020 schloss die Marti AG mit dem symbolischen „Letzten Beton“ den Rohbau des 50-stöckigen „Bau 2“ zwei Monate vor Plan ab. In Anwesenheit der Roche-Bauherrschaft konnte das Bauteam aus Marti Basel und Marti Zürich, das bereits den unmittelbar benachbarten „Bau 1“ erstellte, in 205 Metern Höhe ein weiteres Mal das höchste Gebäude der Schweiz feiern. Als „wichtiges Puzzleteil zum Erfolg“ bezeichnet Bauführer Toni Würsch den Beitrag der eingesetzten Betonanlage. Die zehnjährige VARIOMIX® 1750 CM 170 V aus dem Marti-Bestand stemmte in rund 18 Monaten Rohbauzeit ein Gesamtvolumen von rund 45.000 m³ Festbeton. Mit 170 m³-Gesteinslager, integrierten Bindemittel-Silos (60 t/30 t), 1,75-m³-Planetenmischer, Mehrsorten-Zusatzmittelausrüstung und der Betonübergabe an Fahrmischer/Krankübel/Betonpumpe gleicht die noch aus dem 2013 von SBM Mineral Processing übernommenen Doubrava-Programm stammende Anlage in ihrem modularen, containermobilen Aufbau weitgehend der aktuellen VARIOMIX®-Technologie. Damit steht sie auch für die langfristige Rentabilität des SBM-Mobilkonzepts.

Bis zu 500 m³ Festbeton täglich lieferte die Basler Installation. Das Betonieren der massiven Bodenplatte (13.000 t Stahl/5.600 m³ Beton) sowie der sich nach oben hin stufenweise verjüngenden 50 Geschosse erfolgte bis zur Endhöhe mit einer starken Betonpumpe und zentralem Betonverteiler. Auch die dafür benötigte spezifische Betonrezeptur mit Hochleistungsfließmittel und hohem Feinanteil wurde vor Ort hergestellt. Insgesamt, so Bauführer Toni Würsch konnten durch die Ort-betonproduktion gut 30 Prozent der notwendigen Materialtransporte eingespart werden.

Technologie mit Perspektive

Insgesamt über 20 mobile und versetzbare Betonanlagen – davon acht SBM-Baureihen – zählen alleine zum Bestand der Schweizer Marti-Gruppe, die mit ihren vielfältigen internationalen Aktivitäten im Hoch- und (Spezial-)Tiefbau, Ingenieur- und Tunnelbau eine wichtige Referenz für die aktuelle SBM-Betontechnologie ist. Neben der variablen Einsetzbarkeit durch zahlreiche Erweiterungsmöglichkeiten ist es vor allem die hohe Mobilität der VARIOMIX®- und MINIMIX®-Anlagen, die seit Jahren den großen Erfolg des schnellversetzbaren SBM-Konzept am Schweizer Markt gewährleistet. Alle Einzelmodule haben praxisgerechte Abmessungen (Transportbreite max.  3,48 m) – am Standort werden die bereits betriebsfertig verkabelten und verrohrten Anlagenteile in Ein-Kran-Montage binnen einem, max. 2 Tagen auf mobilen Fundamenten aufgestellt.

Je nach Ausrüstung erreichen die VARIOMIX-Baureihen Stundenleistungen bis 80 m³ Festbeton. Dank moderner Steuerungen und hochpräziser Dosiereinrichtungen stehen sie in Produktvielfalt und -qualität auf einer Stufe mit stationären Mischwerken, erklärt auch SBM-Vertriebsexperte Ing. Helmuth Neubacher. „Mit über 50 VARIOMIX®-Platzierungen sind wir führend in der Schweiz und beobachten, dass sich unsere mobile Technologie auch international durchsetzt,“ so Neubacher. Die größere Flexibilität vor Ort verkürze Bauzeiten um bis zu 10 Prozent und wegfallende Betonanlieferungen entlasteten nicht nur urbane Bereiche, sondern sorgten grundsätzlich für eine bessere Umweltbilanz – gerade hinsichtlich der sensiblen CO2-Problematik.

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